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1. Das Mittelalter - S. 21

1896 - Leipzig : Hirt
48. Zustnde und Einrichtungen. 21 schaffen, d.h. Recht sprechen) zur regelmigen Anwesenheit und zur Findung des Urteils verpflichtet. Das Verfahren wurde eingeleitet durch die Anklage des Beschdigten, worauf der Verklagte seine Un-schuld zu beweisen suchte. Als Beweismittel galten auer Zeugen-aussagen der Eid, welcher geleistet wurde, nachdem Eideshelfer die Glaubwrdigkeit des Schwrenden bekrftigt hatten, und die Gottes-urteile: Zweikampf, Feuerprobe, Wasserprobe, Kesselfang, Kreuzprobe, Bahrrecht. Die Strafen waren grtenteils Geldstrafen; selbst der Mord konnte durch ein Wergeld (= Manngeld) geshnt werden. 3. Die Städte. Viele ehemals blhende Städte am Rhein und an der Donau lagen in Trmmern; in anderen hatten germanische Huptlinge ihre Burgen aufgeschlagen. Eigentmlich war das Aus-sehen einer frnkischen oder langobardischen Stadt; griechische Sulen und rmische Gewlbe, verfallende Amphitheater und Badeanstalten, christliche Kirchen und germanische Bauernhuser standen turnt durcheinander. Auf den Straen treffen wir rmische Geistliche, von Bewaffneten begleitet, deutsche Frstentchter, in der Snfte getragen oder hoch zu Rosse sitzend, blonde Franken mit ihrer Streitaxt, der Frnkiska", an der Seite, Kelten und semitische Handelsleute. Die Bildung. Wie schon frher, war der Deutsche, wo er mit den Rmern in Berhrung kam, eifrig bedacht, die antike Bildung in sich auszunehmen. In welchen Dingen die Rmer unsere Lehrmeister gewesen sind, erkennen wir noch deutlich an den aus dem Lateinischen stammenden Lehnwrtern unserer Sprache. Dahin gehren: Mnze; Strae; Wein; Mauer, Fenster, Pfeiler, Pforte; Tisch, Schrein; Stiefel, Kche, Senf, Pfeffer; Kohl, Kirsche, Birne, Pflaume. Von den Rmern wurden, während die alten Runen in Vergessenheit gerieten, auch die Schriftzeichen und viele auf die geistige Bildung bezgliche Ausdrcke entlehnt, z. B.: schreiben, Tinte, Vers, Schule. 5. Das Papsttum. Whrend das Christentum unter den Ger-matten an Boden gewann, erstarkte die Einheit der Kirche durch das Papsttum. Unter den Patriarchen (Kirchenhuptern), welche in Rom, Atttiochia, Alexandra, Konstantinopel und Jerusalem ihren Sitz hatten, nahmen die rmischen den ersten Rang ein und begrndeten die geistliche Weltherrschaft des rmischen Stuhles. Allmhlich wurde ihnen aus-schlielich der Titel Ppa (d. h. Vater), deutsch Papst, beigelegt. Sie bewahrten ihre Unabhngigkeit von weltlicher Macht, während die Geistlichkeit des Morgenlandes vielfach vom byzantinischen Hofe beeinflut wurde. Unter den Ppsten dieser Periode ragen besonders

2. Das Mittelalter - S. 22

1896 - Leipzig : Hirt
22 Erste Periode. Die Zeit der Vlkerwanderung und Staatenbildung. Leo I. der Groe (um 450) und Gregor I. der Groe (um 600) hervor, unter beffett Leitung auer bei den Langobarben auch bei den Angelsachsen das rmische Christentum eingefhrt wrbe. Vergleiche die Bedeutung Roms im Altertum mit der, die es im Mittelalter gewann. 6. Weltgeschichtliche Bedeutung der Vlkerwanderung. Die Zeit der groen Wanbemngen ist nicht blo eine Zeit der Zerstrung. Zwar fiel das rmische Reich, nachdem es seinen Zweck erfllt hatte (welchen?), auseiuanber, aber von seiner Kultur ging vieles auf die germanischen Sieger der. Die Germanen verloren baburch ein gut Teil ihrer Ursprnglichkeit, wrben aber fr die Aufnahme des Christentums empfnglich. Da hierzu eine Vlkerwanderung not-wenbig war, beweist der hartnckige Wiberstanb, den das Christentum bei den in ihren Wohnsitzen gebliebenen Stmmen, namentlich bei den Friesen und Sachsen, fanb. Auf die entarteten Völker im Westen und den Europas wirkten die Germanen wie ein Sauerteig; sie vermischten sich mit ihnen und erfllten sie baburch mit neuer Kraft. 49. Das ostrmische Keich. Hm Das ostrmische (byzantinische, griechische) Reich hatte noch einmal 550. eine kurze Glanzperiobe unter dem Kaiser Jnstinian um 550. Einen gefhrlichen Ausstanb, den die Cirkusparteien der Blauen und Grnen (vgl. 38, 2) gegen ihn erregten, unterbrckte der Felbherr Bslisar, wobei angeblich 30 000 Emprer ntebergemetzelt wurden. In biefem Ausstaube wrbe die von Konstantin der gttlichen Weisheit geweihte Kirche durch Feuer zerstrt; Justiuian lie daher eine neue Sophienkirche, weit prchtiger als die alte, erbauen. (Fig. 75.) Der Mittelraum des fast quabratischen Hauptbaues wirb gebilbet durch vier starke, durch Halbkreisbogen verbundene Pfeiler. Auf den Bogen ruht die flach-gewlbte Kuppel. Die vier Zwischenrume zwischen ihr und den Bogen sind aus-gefllt durch Mauerwerk in der Form gewlbter Dreiecke. Vorn und hinten (westlich und stlich) schliet sich an die Kuppel je eine niedrigere Halbkuppel, und an diese setzen sich wieder kleinere Halbkuppeln. Die Seitenschiffe mit Emporen sind durch Sulen, die zum Teil von alten Tempeln stammen, vom Mittelschiff getrennt. Das ganze Innere wurde mit Mosaikbildern auf Goldgrund aufs reichste ausgestattet. Vernderungen durch die Trken. Wodurch ist in der Sophienkirche der Aufbau einer Kuppel auf quadratischem Grundri ermglicht? Vergleiche damit die Kuppel des Pantheons in Rom. Die Sophienkirche ist das bedeutendste Werk des byzantinischen Bau-sti les, dessen Vorbild der altrmische, kuppelgedeckte Rundbau und dessen Haupt-Merkmal die Centraianlage mit Kuppelbau ist. Statt des Quadrates finden wir

3. Das Mittelalter - S. 23

1896 - Leipzig : Hirt
49. Das ostrmische Reich. 50. Die Araber. 23 als Grundri byzantinischer Kirchen auch den Kreis, das Achteck (vgl. 52, 4) und das griechische Kreuz (Kreuz mit vier gleich langen Armen). Auch die Rechtswissenschaft verdankt Justinian ein fr alle Zeiten wichtiges Werk: er lie eine Sammlung der rmischen Gesetze mit Erklrungen berhmter Rechtsgelehrter anlegen. Durch glckliche Kriege wurden die Grenzen erweitert; die Lnder der Vandalen und der Ostgoten wurden durch Belisar und Narses erobert ( 47, 4. 6). Nach Justinians Tode ging das byzantinische Reich durch die Untchtigkeit seiner Nachfolger einem raschen Vers all entgegen. Italien ging bald wieder verloren, und in den folgenden Jahrhunderten 568. wurden die Slaven, Perser und Araber gefhrliche Feinde. Die Slaven machten furchtbare Verwstungszge durch die ganze Balkan-Halbinsel, wobei ein groer Teil der altgriechischen Bevlkerung unter-ging. Im Norden lieen sich die Kroaten, Serben und Bulgaren nieder und wurden allmhlich von Konstantinopel aus zum Christen-tum bekehrt. Im 11. Jahrhundert trennte sich die griechische Kirche unter dem Patriarchen von Konstantinopel von der rmischen. Diese Stadt blieb bis zur Einnahme durch die Trken im Jahre 1453 der Sitz 1453. griechischer Bildung und Gelehrsamkeit. Zweite Periode. Die Zeit des Hrankenreiches. 50. Die Araber. V Land und Volk. Nur der sdwestliche Kstenstrich der arabischen Halbinsel, das glckliche Arabien", ist fruchtbar; das Innere ist eine wasserarme, heie Sandwste, die von wenigen Oasen unterbrochen wird. Die Bewohner (Abstammung? 1, 1) lebten frher wie heute an der Kste in geordneten Stdten, im Innern als wandernde Beduinen. Das Schiff der Wste" trug den sonnenverbrannten Reiter der die unabsehbaren Flchen; rastete er, so war das bewegliche Zelt schnell aufgeschlagen. Mit lebhafter Ein-bildungskraft war der Araber begabt; Freiheitsliebe und Gastfreund-schft waren seine Haupttugeuden; aber auch das Stehlen und Rauben galten als solche. Der ursprngliche Glaube an einen Gott, Allah, war verdunkelt

4. Das Mittelalter - S. 25

1896 - Leipzig : Hirt
50. Die Araber. 25 al Tarik) fest und machte durch die mehrtgige Schlacht bei Xeres (spr. Cheres) 711 dem Westgotenreich ein Ende ( 47, 3). Rasch machten 711, sich die Araber zu Herren von fast ganz Spanien; aber ihr Versuch, auch das Frankenreich zu erobern, wurde durch die Schlacht zwischen Tours und Poitiers ( 51, 1) zurckgewiesen. Whrend in Spanien sich ein unabhngiges Kalifat mit der Hauptstadt Cordova, der grten und prchtigsten Stadt Europas, behauptete, wurde in Asien das nicht minder groartige Bagdad der Hauptsitz der Kalifenmacht, welche unter Harun al Raschid um 800 ihren hchsten Glanz erreichte. 800 (Tausend und eine Nacht.) 5. Arabische Kultur. Die Araber kamen auf ihren Zgen berall in alte Kultursitze und waren eifrig bedacht, die vorgefundenen geistigen Schtze zu verwerten. Dabei bewahrten sie mit semitischer Zhigkeit ihre Natur und Sprache, so da sie in der groen berzahl der Fremden, mit denen sie in Berhrung kamen, nicht aufgingen, sondern diese vielmehr arabisches Wesen annahmen. Durch byzantinische Baumeister lieen die Kalifen ihre Pracht-bauten auffhren, die bei einem kahlen, schmucklosen ueren inwendig reich und bunt ausgestattet sind ein Abbild des arabischen National-charakters. Zwar vermissen wir Statuen und Bilder, die im Koran verboten waren; doch wird das Auge reichlich entschdigt durch die Flle der zierlichen Sulen und der farbigen Arabesken. Fr die Mofchee (das Bethaus) nahm man gern die Form der byzantinischen Kuppelhalle (Fig. 113). Ein wesentlicher Bestandteil ist der schlanke Minaret, von dessen Galerie die Gebetstuuden abgerufen werden. Eine der schnsten Moscheen war die jetzige Kathedrale in Cordova. Unter den Palsten ist der schnste die Alhambra ( die Rote) zu Granda, aus Hallen und Hfen bestehend, die durch ihre feenhafte Ausstattung uns in die ppige Zauberwelt eines Kalifenhofes versetzt. Besonders bemerkenswert sind der Lwenhof (Fig. 111) und die Abeneerragenhalle mit dem Zellengewlbe (Fig. 112). In Bagdad, Cordova und vielen anderen Stdten grndeten die Kalifen durch fremde Gelehrte berhmte Hochschulen. Nach den spanischen Schulen wanderten Wissensdurstige aus allen Lndern Europas. Daher stammen die sogenannten arabischen (eigentlich indischen) Ziffern und eine Menge arabischer Ausdrcke, die in die europischen Sprachen eingedrungen sind.*) So sind die Araber in vielen Dingen Lehrer der abendlndischen Völker geworden. Vergleiche die Eroberungszge der Hunnen, der Germanen und der Araber. *) 3- B. Admiral, Alchimie, Algebra, Alkohol, Alkoven, Kabel, Tarif, Ziffer, Zucker.

5. Das Mittelalter - S. 5

1896 - Leipzig : Hirt
Einleitung. Die germanische Urzeit. 43. Land und Volksstmme. V Das Land. Das Gebiet von den Vogesen, der Maas und Scheide bis Weichsel und Pregel und von der Donau bis zum fagerrat, der grte Teil der skandinavischen Halbinsel und Island waren von den germanischen Stmmen bewohnt. (Vergleiche damit das Gebiet der heutigen Germanen.) Die Lage Deutschlands in der Mitte des Erdteils und der Mangel an trennenden natrlichen Grenzen deuten auf die weltgeschichtliche Bestimmung, das Herz Europas" zu sein. Den Rmern machte das Land einen sehr unwirtlichen Ein-druck: es starrte" nach Tacitns von Wldern und Smpfen". In den ausgedehnten Urwldern fand der Jger reichliche Gelegenheit zu Kmpfen gegen Auerochsen, Elentiere, Wlfe und Bren. Doch gab es auch gutes Acker- und Weideland in fruchtbaren Ebenen und an den Abhngen der Gebirge; wir finden bei einer Wanderung durch die deutschen Lande die Bodenformen ebenso verschiedenartig wie die Volksstmme. 2. Die Volksstmme, i) Als die Rmer mit den Germanen in Berhrung kamen, war ihnen die Erinnerung daran, da sie in vor-geschichtlicher Zeit aus Asien eingewandert waren (als Zweig welcher Vlkerfamilie? 1, 1), verloren gegangen; es bestand zwischen den einzelnen Stmmen kein staatliches Band; sie bezeichneten sich nicht einmal mit einem gemeinsamen Ramen.*) Doch fhlten sie sich als ein durch Sprache, Sitte und Religion zusammengehriges Ganze. (Vergleiche die Griechen 13, 1.) Unter den Stmmen sind folgende die wichtigsten: 1) Die fortlaufenden Zahlen im Texte beziehen sich auf die Quellenstze im Anhang. *) Den Namen Germanen" hrten die Rmer von den Galliern, und der Name Deutsche" (diotisk von diot, d. h. Volk) wurde erst im 12. Jahrhundert allgemein.

6. Das Mittelalter - S. 27

1896 - Leipzig : Hirt
51. Das Frankenreich unter den Hausmeiern und König Pippin. 27 Missionsgebiet anweisen. Von Karl Martell und Pippin beschtzt, wirkte er, wenn auch unter vielen Gefahren und Entbehrungen, so doch mit groem Erfolge in Thringen und Hessen. Bei Geismar (in der Nhe von Kassel) fllte er eine dem Donar geweihte Eiche, worauf viele sich taufen lieen. Wie aus dieser Eiche, so wurden im ganzen Lande hlzerne Kirchen erbaut. Neben der Kirche erhob sich gewhnlich die Wohnung des Geistlichen, um welche Vasallen und Handwerker ihre Huser bauten und dadurch den Grund zu einer knftigen Stadt legten. Im ganzen frnkischen Reiche ordnete Bonifatius die kirchlichen Verhltnisse und knpfte die deutschen Bistmer fest an den ppstlichen Stuhl. Zuletzt war er Erzbischof von Mainz; sein Lieblingsaufenthalt aber war das von ihm gegrndete Kloster Fulda. Im Greisenalter wurde er auf einer Bekehrungsreise von heidnischen Friesen erschlagen, 754. Seine Gebeine wurden in Fulda beigesetzt. 754. Inwiefern hat Bonifatius zur Einigung der deutschen Stmme beigetragen? Die "Klster. Das Leben der Einsiedler in gypten hatte im 4. Jahrhundert durch Antonius und seinen Schler Pachomius eine festere Gestaltung gewonnen, indem sie die Mnche (= Einsiedler) und Nonnen in Klster (= abgeschlossene Gebude) vereinigten, denen ein Abt (Abbas = Vater) vorstand. Im Abendlande wurde die Regel, die Benedikt von Nursia 529 dem von ihm gegrndeten Kloster 529. Monte Eassino in Campanien gab, allgemein angenommen. In Deutsch-land entstanden mit der Einfhrung des Christentums im 7. und 8. Jahr-hundert zahlreiche Klster. Zu den berhmtesten gehren St. Gallen (Fig. 80), Reichenau und Fulda. Fromme Angelschsinnen grndeten zur Zeit Winfrieds Nonnenklster, die ebenfalls der Benediktiner-reget unterstellt wurden. Beten und Arbeiten war der Lebensinhalt der Mnche und Nonnen. Schon die Sorge fr den Lebensunterhalt gab den Mnchen Beschftigung genug. Sie verwandelten wste Strecken in fruchtbare Felder und Grten, betrieben mancherlei Handwerke und zeigten dadurch den Segen emsiger Arbeit. In der inneren Klosterschule wurden die zuknftigen Mnche oder Nonnen, in der ueren andere Knaben und Mdchen aus der Umgegend unterrichtet. Die Bibliothek enthielt geistliche und weltliche Bcher, zum Teil in kostbaren Ein-bnden, und um die Sammlung zu vermehren, arbeitete der Abschreiber in seiner Zelle mit unermdlicher Ausdauer und Sorgfalt (bergt. Ng. 79, Nr. 4 und 5). Dieser Thtigkeit verdanken wir die Erhaltung der Geistesschtze aus dem klassischen Altertum. Auch die Nonnen beschftigten sich auer mit feinen Handarbeiten mit dem Studium

7. Das Mittelalter - S. 7

1896 - Leipzig : Hirt
44. Zustnde und Einrichtungen. 7 z. Stnde. Das Volk zerfiel in Freie und Unfreie. Unter den Freien ragten die Adeligen durch greren Grundbesitz und grere Rechte vor den Gemeiusreien hervor. Die Grade der Unfrei-heit (Leibeigenschaft, Sklaverei) waren fehr verschieden. Verfassung. Der Staat erwuchs aus der Familie: die zu-sammengehrigen Familien bildeten eine Gemeinde, eine Anzahl von Gemeinden einen Gau, der unter einem Fürsten stand, mehrere Gaue einen Stamm. der wichtige Angelegenheiten, wie Gesetze, schwere Vergehen, Krieg und Frieden, auch der die Wehrbarmachung der Jnglinge entschied die Volksversammlung, an der alle Freien teilnehmen konnten; die Vorschlge der Fürsten wurden entweder durch Waffengetse angenommen oder durch Murren verworsen. Im Kriege wurde einer der Fürsten als Herzog auf den Schild erhoben. Bis-weilen behielt der Herzog seine Gewalt auch im Frieden und wurde so zum König. Was war in der Verfassung republikanisch und was monarchisch? 5. Beschftigungen der Männer. Wenn der freie Germane keine Gelegenheit hatte, im Kriege feine Thatkraft zu erproben, nahm er mit der Jagd vorlieb oder ging aufs Feld zur Beaufsichtigung der Arbeiter. Auch Handelsreisen, die mit mancherlei Gefahren ver-bnnden waren, galten als eines Freien durchaus wrdig. Unter den Handwerkern waren die Goldschmiede und Waffenschmiede die ge-achtetsten. Zu Hause konnte der Germane tagelang auf der Brenhaut liegen" und mit seinen Gsten, gegen die er unbeschrnkte Gastfreund-fchaft bte, zechen und schmausen, bis die Vorrte an Bier und Met, an Fleisch und Brot aufgezehrt waren. Nicht immer war dabei das Lied des Sngers oder ein harmloses Waffenspieldie Unterhaltung; oft machte der Aufgeregte in leidenschaftlichem Wrfelspiel Hab und Gut, Weib und Kind und zuletzt die eigene Person zum Einsatz. Eine eigentmliche Sitte war das Gefolgswesen. Freie Jnglinge scharten sich um einen Fürsten, der die Sorge fr den Unterhalt seiner Mannen bernahm, während diese ihn begleiteten und schtzten und ihm zu unverbrchlicher Treue verpflichtet waren. 6. Stellung und Beschftigungen der Frauen. Rechtlich stand das Weib ganz unter der Vormundschaft des Mannes, welche dieser bei der Verheiratung kaufte. In Wirklichkeit aber wurde die Ehe heilig gehalten, und die Frauen genossen ein hohes Ansehen.4) Daheim berwachten sie die schaffenden Knechte und Mgde, erzogen die Kinder und hantierten fleiig am Spinnrocken und Web-

8. Das Mittelalter - S. 8

1896 - Leipzig : Hirt
8 Einleitung. Die germanische Urzeit. stuhl. ffentlich traten sie auf als Priesterinnen und Prophetinnen, ja sie zogen mit in den Krieg, wo sie die Verwundeten pflegten, die Kmpfenden ermunterten, die Weichenden in den Kampf zurcktrieben und oft von der Wagenburg aus den letzten verzweifelten Widerstand leisteten. 45. Die Religion.*) V Xfcn der Götter. Die Religion der Germanen war ein Zweig der indogermanischen Naturreligion. In der Umbildung der Naturerscheinungen zu bestimmten, menschenhnlichen Gestalten gingen sie nicht so weit wie die Griechen. Bei ihrem tiefen Naturgefhl waren ihnen Tiere und Pflanzen, Luft und Wasser, Erde und Sterne gttliche Erscheinungen und wurden in sinniger Weise gedeutet.**) 2. Entstehung der Umt Im Anfang war nach der Edda nichts als ghnender Abgrund", welcher eine kalte Seite im Norden, Nebel-heim, und eine heie im Sden, Muspelheim, hatte. Durch Funken, die aus Muspelheim herberflogen, lsten sich von dem Eise in Nebel-heim Tropfen, aus denen der Riese Ymir entstand. Ihn ttete der Allvater Odin und machte aus seinem Leibe die Welt: aus dem Fleische die Erde, aus den Knochen die Berge, aus den Haaren die Bume, aus dem Blute das Meer, aus dem Schdel den Himmel, an den er Funken aus Muspelheim als groe und kleine Lichter setzte, und aus dem Gehirn die Wolken. Das erste Menschenpaar machte er aus zwei Bumen. Die Erde, Midgard, ist eine Scheibe und wird umgrtet von der Midgardschlange. Mitten durch die Midgardscheibe hindurch ragt die gewaltige Weltesche, welche ihre Wurzeln bis Nebelheim, ihre Wipfel nach Asgard, der Stadt der Asen (oberen Götter), erstreckt. 3. Die oberen Götter. Wodan (oder Wuotan, nordisch Odin), der hchste Gott und Lenker der Welt. Zwei Raben *) S3effer als der die religisen Anschauungen der eigentlichen Deutschen sind wir der die nordische, von den Skalden geordnete und ausgeschmckte Gtterlehre aus der Edda unterrichtet. Wir nehmen diese zu Hilfe, wo uns die deutsche im Stich lt. **) Die Wolken wrben mit Khen ober Ziegen verglichen, der Wind mit einem heulenden Hunbe ober Wolfe, der Blitz mit einer Schlange. Frau Sonne hat sich von ihrem Manne, dem Monde, getrennt. Zur Zeit der Sonnenfinsternis begegnen sie einanber und machen sich Vorwrfe, aber keins will nachgeben, und so trennen sie sich wieber.

9. Das Mittelalter - S. 29

1896 - Leipzig : Hirt
52. Karl der Groe. 29 stadt Pavla gefangen, fetzte sich die eiserne" Krone (Fig. 79) der Langobarden auf und bereinigte ihr Reich mit dem frnkischen. In Rom erneuerte er den Bund feines Vaters mit dem Papste. c) Zug nach Spanien, 778. Auf dem Maifelde zu Pader-born wurde Karl von dem arabischen Statthalter von Saragossa gegen den Kalifen von Cordoba um Hilfe gebeten. Er ging auf den Antrag ein (aus welchem religisen Beweggrnde?) und zog der die Pyrenen, ohne jedoch biet auszurichten. Spter wurde zwischen 778. Pyrenen und Ebro die spanische Mark errichtet. Auf dem Rckwege fiel sein sagenberhmter Held Roland, der die Nachhut fhrte, im Thal Roncevalles im Kampfe gegen die ruberischen Basken. Das Rolandslied. Die Rolandsbresche in den Pyrenen. Rolandseck am Rhein. Die Rolandssulen in norddeutschen Stdten als Wahrzeichen stdtischer Freiheit. ) Erweiterung des Reiches im Osten. Der Herzog Tassilo von Bayern, der sich nicht unterwerfen wollte, wurde von Karl abgefetzt. Die mongolischen Abaren in Ungarn, von deren ruberischen Einfllen Deutschland biet zu leiden hatte, drngte er der die Donau zurck, grndete die Ostmark und besiedelte das Land mit Deutschen. Die stlich von der Elbe wohnenden Wenden kamen in grere oder geringere Abhngigkeit bom Frankenreiche. Zum Schutze gegen sie wurden an der Elbe Burgen erbaut (Magde-brg, Hamburg). Im Kriege gegen die Dnen wurde das Dane-werk (Dnenwall) als Grenze festgesetzt. (Ausdehnung des Reiches nach Karte Nr. 6.) Welcher Staat hat sich aus der Ostmark entwickelt? 2. Verfassung, a) Wiederherstellung der abendlndischen Kaiserwrde. Papst Leo Iii., von Karl gegen rmische Aufrhret 800. beschtzt, krnte ihn am Weihnachtstage 800 in der Peterskirche zum rmischen Kaiser. Von nun an erscheint, wie das Papsttum als hchste geistliche, so das Kaisertum als hchste weltliche Macht in der Christenheit. Wessen Nachfolger war Karl als rmischer Kaiser? b) Staatsverwaltung. Ohne den Freiheitssinn der Germanen zu verletzen und die besonderen Volksrechte aufzuheben, fchuf Karl eine einheitliche Verwaltung. Denn neben den Volksrechten bestanden als gemeinsame Rechtsquelle kaiserliche Verordnungen (Kapitularien), in lateinischer Sprache geschrieben, die der Kaiser nach Beratung mit den Groen des Reiches auf den mit den Maiseldern verbundenen Reichstagen erlie. An der Spitze der Gaue, in die das Reich nach Auflsung der

10. Das Mittelalter - S. 10

1896 - Leipzig : Hirt
10 Einleitung. Die germanische Urzeit. Die Riesen, die Nachkommen Imirs, sind Feinde der Götter. Riesenhgel" und hnliche Bauten der Vorzeit (Bd. I, Fig. 7, 8) wurden ihnen zugeschrieben. In vielfacher Beziehung zu den Menschen stehen die klugen Zwerge, die im Innern der Berge groe Schtze bewahren, die Elfen, die gerne im Mondschein tanzen, die Nixen, die schon manchen in die Wassertiefe gelockt haben, und die Kobolde oder Heinzel-mnnchen, die gtigen Hausgeister. 6. Der Gtterdienst. Die Götter in Wnde einzuschlieen oder sie der Menschengestalt hnlich zu bilden, halten sie fr unvereinbar mit der Gre der Himmlischen. Wlder und Haine weihen sie ihnen und rufen mit dem Namen der Götter jenes verborgene Wesen an, welches sich nur ihrer Andacht offenbart." So berichtet Tacitus. Doch gab es zu seiner Zeit schon einzelne Tempelgebude, und in den nchsten Jahrhunderten werden solche, wie auch Gtterbilder aus Holz, hufiger. Das hchste Fest unserer Vorfahren war das Mittwinterfest, das ? die Nordlnder Julfest*) nennen. 7. Das Runenlesen war unter den Mitteln, den Willen der Gott-heit zu erkennen und die Zukunft zu erforschen, das beliebteste. Buchen-stbe, in die Runen eingeritzt waren, wurden durcheinander geworfen; der Priester las sie aus und deutete, was sie raunten. Vergleiche mit griechischen Anschauungen: das Wesen der Götter, die Gestalt der Erde, das Leben nach dem Tode, die Nornen, den Gtterdienst und die Er-sorschung der Zukunft. 3. Die Gtterdmmerung. Wenn das Bse, das seit Baldrs Ermordung auch unter den Gttern wohnt, in der Welt die Oberhand erhalten hat, werden drei strenge Winter ohne Sommer den Unter-gang der Welt verknden. Dann kommen die Midgardschlange, die Riesen, Hel mit ihrem ganzen Gefolge und die Muspelfhne, um gegen die Götter zu kmpfen. Diese werden gettet, und die Muspelfhne schleudern Feuer der die ganze Welt, die prasselnd zusammenstrzt. Aus den Trmmern wird eine neue, schnere Welt erstehen. Auch die Götter werden wieder aufleben, aber ein stilles Leben ohne Bedeutung führen; ein mchtigerer Gott wird die Welt beherrschen und neue, heilige Ordnungen einsetzen. Wodurch waren die Germanen besonders geeignet, das Christentum in sich aufzunehmen? *) Nach Mogk, Mythologie, war das Mittwinterfest ein gemeingermanisches Totenfest.
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